Bereits im vergangenen Jahr befielen die Raupen des Eichenprozessionsspinners (EPS) viele Bäume im Neusser Stadtgebiet. Auch in diesem Jahr geht die Verwaltung der Stadt Neuss davon aus, dass wieder zahlreiche Bäume von dem Schädling befallen werden. Die Hoffnung, dass durch ein nasses und kühles Frühjahr die Gelege des EPS möglicherweise durch Pilzbefall geschädigt worden wären, hat sich nicht erfüllt. Stattdessen hat die trockene Witterung zu Beginn des Frühlings beste Bedingungen für die Raupe mit den giftigen Brennhaaren geschaffen.
Die Stadtverwaltung hat sich deshalb mit verschiedenen Maßnahmen auf den Einsatz gegen den Schädling vorbereitet. 2019 wurden an über 450 Bäumen im Stadtgebiet Raupen oder Nester des EPS beseitigt, indem diese mechanisch abgesaugt und fachgerecht entsorgt wurden. Diese Methode wird auch in diesem Jahr wieder standardmäßig eingesetzt. Der Nachteil des mechanischen Verfahrens besteht jedoch darin, dass erst reagiert werden kann, wenn ein deutlicher Befall eines Baumes vorliegt und damit eine potenzielle Gefahrenquelle bereits gegeben ist.
In enger Anlehnung an den Praxisleitfaden zu Überwachung, Bekämpfung und Beseitigung des EPS vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz wird das Maßnahmenspektrum daher nun mit dem gezielten Einsatz eines Biozids (Foray ES) um die präventive Bekämpfung erweitert. Gemäß den politischen Vorgaben aus dem Ausschuss für Umwelt und Grünflächen wird das Biozid ausschließlich an bestimmten sensiblen Standorten zum Einsatz kommen. Dazu zählen die unmittelbaren Bereiche von Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten ebenso wie Eichen auf stark frequentieren öffentlichen Plätzen oder in Grün- und Parkanlagen, wo sich Menschen regelmäßig unter Eichen aufhalten. Gleiches gilt für die Friedhöfe in Rosellen und Grimlinghausen.
Bereits seit Mitte April werden deshalb sensible Bereiche, in denen im letzten Jahr ein Befall auftrat, regelmäßig von den städtischen Baumkontrolleuren begutachtet. Wird ein erneuter Befall festgestellt, werden die betroffenen Bäume mit dem Biozid gespritzt. Durch das Fraßgift, das sich an den Blättern anlagert, wird der Appetit der Raupen gezügelt, die letztendlich verhungern.
Als natürliche Maßnahme wurden darüber hinaus seitens der Verwaltung in den befallenen Gebieten verstärkt Meisenkästen platziert. Nach ersten Erkenntnissen gilt die Meise als Fressfeind der Larven des EPS.
Als weitere zusätzliche Maßnahme soll in den kommenden Wochen der Einsatz von EPS-Fallen getestet werden, um die Bürgerinnen und Bürger bestmöglich vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu schützen. Bei diesem Verfahren wird eine Manschette an die starken Äste von potentiell befallenen Eichen angebracht, welche die Raupen nicht überwinden können. Sie krabbeln an der Falle entlang bis zu einem Trichter oder Fallrohr, an deren Ende ein – mit natürlichem Lockstoff präparierter – Beutel befestigt ist. Dieser erwärmt sich durch die Sonneneinstrahlung auf bis zu 70 Grad Celsius. Da sich bereits ab 55 Grad Celsius die für den Brennvorgang verantwortlichen Eiweißverbindungen zersetzen, geht von den Brennhaaren der Raupen keine Gefahr mehr aus. Die EPS-Fallen sollen vor allem die Maßnahmen in sensiblen Bereichen ergänzen, in denen nur bedingt gespritzt werden kann.
Alle betroffenen Bereiche werden auch in diesem Jahr bis zur Beseitigung des EPS großzügig abgesperrt, Warnschilder werden zusätzlich auf die Gefahr hinweisen. Bürgerinnen und Bürger sind dazu aufgerufen, befallene Bäume umgehend über den Mängelmelder der Stadt Neuss, telefonisch unter 02131-903313 oder per E-Mail an umwelt-stadtgruen@stadt.neuss.de an das Amt für Stadtgrün, Umwelt, und Klima zu melden.